Wege aus der Depression
Gibt es einen Weg raus aus der Depression?
Ja und nein. Wie wäre es, wenn es einfach eine Entscheidung ist, die du jetzt treffen kannst, wie auf einem schmalen Berggrat, auf der einen Hälfte die lichte Seite und auf der anderen Hälfte die dunkle Seite. Wenn du dir nicht sicher bist, jongliere auf dem Berggrat, schau dir beide Seiten genau an, experimentiere, sei neugierig.
Der Weg auf einem Bergrat verläuft auch nicht immer genau oben drauf, sondern streift mal die eine Hälfte, mal die andere. Und manchmal ist der Weg das Ziel. Wie DU den Weg gehst, als Mühe oder als Abenteuertour, entscheidest du selbst, auch wenn du das gerade nicht glauben magst.
Depression - Ist dein inneres Konto leergeräumt?
Du hast so viel geleistet, so viel gegeben und hast das Gefühl dein Umfeld, das Leben selbst hat es dir nicht gedankt? Alles hat sich gegen dich verschworen, egal was du tust, es hat sowieso keinen Sinn.
Die Ursache liegt vermutlich in deiner Vergangenheit, eine traumatische Erfahrung oder ein Entwicklungstrauma in der Kindheit. Das kann bewusst und unbewusst sein.
An irgendeiner Stelle in deinem Leben hast du wahrscheinlich nicht gelernt, DEINE Bedürfnisse zu äußern, vielleicht wurde dein Selbstwert gebrochen. Um nur ein paar Beispiele zu nennen:
- Das Kind, das in einem schwierigen Umfeld aufgewachsen ist und sich zurücknehmen musste, um nicht aufzufallen oder dazu konditioniert wurde immer lieb zu sein, um wenigstens etwas Zuwendung zu erfahren.
- Die Ehefrau, die sich jahrelang zähneknirschend der Pflege Angehöriger gewidmet hat und dieser Dienst als selbstverständlich erachtet wurde.
- Der Ehemann, der alles für die Familie getan hat, um letztendlich verlassen zu werden.
Der Grundstein für die Depression wird meist schon in der frühen Kindheit gelegt. Depressive Menschen sind hypersozial. Sie tuen alles um sich in die Gemeinschaft einzubringen, opfern sich selbst. Es wurde erlernt, die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund zu stellen, aus Angst sonst nicht mehr beachtet oder geliebt zu werden, aus Angst vor Verlust der Bezugspersonen. Bleibt die Anerkennung für das Geleistete, die Selbstaufopferung aus, leert sich das innere Konto immer mehr.
Depression - Dreht sich dein inneres Gedankenkarussell?
Wenn das innere Konto leergeräumt ist, beginnt das innere Gedankenkarussell sich zu drehen. Die Umstände werden analysiert, ja sogar seziert. Es entsteht Wut auf die Umstände, auf die Bezugspersonen und da diese wenig Lust haben werden, die Wut auszuhalten, wendet sich die Wut gegen dich selbst. Du machst dich selbst schlecht und jede weitere ähnliche Situation wird nur noch als noch schlechter empfunden. Die Stimmung wird immer dunkler, bis du von außen nicht mehr erreichbar bist, positive Impulse nicht mehr wahrgenommen werden können.
Vielleicht beginnst du alle negativen Erfahrungen in die Zukunft zu projizieren und erwartest, dass dir die Zukunft auch nichts Schönes mehr bringen wird. Vielleicht malst du dir die Zukunftsszenarien auch schön aus und öffnest ihnen dadurch Tür und Tor, damit sie wirklich wahr werden. Das klingt jetzt hart, ich weiß.
Die Wahrheit ist, das Gedankenkarussell hilft nicht weiter, das wissen die unter Depression leidenden meist auch. Und trotzdem dreht es sich weiter. Der Vorteil dabei, alles in die Zukunft zu projizieren, ist nicht in die Trauer zu müssen über die Dinge, die in der Vergangenheit liegen. Trauer ist aber ein heilsamer Prozess, der dir hilft dich selber wieder besser zu spüren und in die Verarbeitung des Erlebten zu gehen.
Depression - An welcher Stelle in deinem Leben kannst DU etwas verändern?
In der Vergangenheit kannst du nichts verändern, die ist vergangen. Du kannst allenfalls von den daraus gemachten Erfahrungen profitieren. Also in der Vergangenheit zu verweilen bringt nichts. Auch nicht, was an dir alles falsch ist, DU bist genau RICHTIG, auch wenn du das noch nicht glaubst.
In die Zukunft mit Ängsten zu projizieren bringt auch nichts. Die Zukunft ist noch nicht da. Der einzige Ort, an dem du etwas verändern kannst, ist das HIER und JETZT. Wenn du im Gedankenkarussell bist, bist du NICHT im HIER und JETZT, also abgeschnitten von der Möglichkeit etwas zu verändern. Deine ganze Wahrnehmung ist dann ganz woanders.
Du wirst dich vermutlich fragen, was du mit dem abstrakten Gebilde „HIER und JETZT“ anfangen sollst. Es ist auch zu banal zu sagen, bleibe im HIER und JETZT. Du brauchst dafür eine emotionale Erfahrung, damit du das JETZT wirklich spüren kannst und die vielen Möglichkeiten, die es darin gibt. Das geht mit Anleitung, mit jemand der diesen Raum kennt und ihn dir zeigen kann. Das kann in Meditation und Hypnose geschehen.
Neuronale Strukturen – baue dir eine neue Autobahn für neue Gedanken
Mit dem Gedankenkarussell ist es wie mit einer viel befahrenen Autobahn. Du fährst diese Autobahn in Form von Gedankenmustern schon seit Jahren, eine Strecke mit der du dich auskennst, du fährst sie schon im Schlaf. Und plötzlich sollst du mit 200 km/h abbiegen auf eine Holperpiste, in Form von anderen Gedankenmustern, das erfordert Mut.
Die gute Nachricht ist, das Gehirn ist wie ein Computer. Du kannst in deinem Denken neue Autobahnen kreieren, dafür musst du sie nur fahren, stetig, mit einer neuen Art zu denken. Anfangs wird es Widerstände geben, weil positive Gedanken nicht deinem Selbstbild entsprechen. Die Widerstände werden weniger, je länger du übst. Energie folgt den Gedanken. Auf einmal wird es emotional erlebbar, dass sich in dir drin ein anderes Gefühl breit macht. Widerstände kommen aus der Persönlichkeit, die darauf beharrt so zu bleiben, wie sie ist. Sie wird kämpfen, um ihren Status Quo nicht zu verlieren. In dieser Zeit ist es wichtig, liebevoll mit dir selbst umzugehen, dir zu sagen, ok, meine Persönlichkeit wehrt sich gerade, ich hole sie zurück auf die neue Spur. Das geschieht, wenn du im JETZT präsent bist. Dazu ist es wichtig die positiven Gedanken mit positiven Bildern und Emotionen zu unterfüttern, genauso wie du es früher in die entgegengesetzte Richtung getan hast. Der Weg hinaus ist derselbe Weg wie hinein.
DU BIST GENAU RICHTIG, mit dir ist alles in Ordnung, egal was du erlebt hast. Du hast einfach das gemacht, was du gelernt hast. Deine nicht funktionierenden Glaubenssätze über dich selbst wurden vom Leben immer wieder durchgeschüttelt, um dich wach zu machen, um dir zu zeigen, hier ist die offene Wunde, heile sie. Daher schau doch hin, was das Leben dich über dich selbst lehren möchte, nicht als Aneinanderreihung persönlicher Niederlagen, sondern als Chance zu dir selbst zu finden, dich zu spüren als wunderbares Wesen, das du bist und immer schon warst. Da du das vermutlich in der Depression nicht spüren magst, lass dich unterstützen, habe Geduld mit dir.
Das einzige, was du zuerst tun musst, ist die Entscheidung zu treffen von dem Berggrat auf die lichte Seite zu wechseln.
Hypnose als Wegbegleiter aus der Depression
Hypnotherapie ist ein sehr guter Wegbegleiter, um den Zusammenhang zwischen der Depression und der Lebensgeschichte und der aktuellen Lebenssituation aufzuspüren. In der Hypnotherapie wird mit dem Unterbewusstsein gearbeitet, das alle Zusammenhänge kennt, auch wenn sie sich bewusst nicht offenbaren. Werden die Zusammenhänge erkannt, hast du ein Aha-Erlebnis mit dem du im nächsten Schritt in die Verarbeitung des Erlebten gehen kannst. An dieser Stelle kann Trauer entstehen, wobei Trauer nicht gleich Depression ist. Wenn du trauerst, setzt du dich mit deinen Verlusten auseinander und das ist Teil der Heilung. Der nächste Schritt ist neue Sichtweisen und Gedankenstrukturen zu entwickeln. In der Hypnotherapie zeigen sich ganz automatisch deine inneren Ressourcen, die dich führen, stärken und fördern. Du lernst diese inneren Ressourcen als festen Teil in dir zu etablieren und entwickelst eine Lösungskompetenz aus dir selbst heraus. Alles, was in dir ist, kann dir niemand nehmen. Das ist dein wichtigstes Kapital, damit baust du dein inneres Konto wieder auf, aus dir selbst heraus.
© HP Alexandra Vietense